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Neues ESA Phi-Lab soll Wien-Schwechat zu Weltraum-Hub machen

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ESA-Chef Aschbacher bei der Eröffnung des "Labs" am Flughafen Wien
©APA/APA/TOBIAS STEINMAURER/TOBIAS STEINMAURER
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Die europäische Raumfahrtagentur ESA, das Land Niederösterreich und der Bund heben mit dem "ESA Phi-Lab Austria" ein neues Konzept am Standort Flughafen Wien in Schwechat (NÖ) aus der Taufe. Es sieht vor, einen "Weltraum-Hub" für Technik, die außerhalb der Atmosphäre zum Einsatz kommt (Upstream-Technologie), zu etablieren und Raumfahrtfirmen bei der Prototyp- und Produktentwicklung unter die Arme zu greifen. 11,2 Mio. Euro gibt es dafür in den ersten vier Jahren.

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Ein "Zentrum für Innovation, Design und die Herstellung von Weltraum-Hardware" soll das österreichische "Lab" werden, heißt es seitens der ESA. "Das 'Phi-Lab Austria' ist das erste solche Lab außerhalb der ESA selbst", erklärte der aus Tirol stammende ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher im Rahmen der Eröffnung der neuen Einrichtung im Gespräch mit der APA. Man wolle damit - angelehnt an das US-amerikanische Silicon Valley - die Industrie, den Hochschulbereich und verschiedene Agenturen zusammenführen, "um wirklich ganz neue Ideen und Produkte zu kreieren" und in weiterer Folge auf den Markt zu bringen.

Das erste derartige "Exzellenzzentrum" für Upstream-Technologien für die Weltraumindustrie in Europa, auf das in anderen Ländern elf weitere folgen sollen, wurde am Freitag von Vertretern aus der Politik in den Räumlichkeiten der niederösterreichischen Weltraumtechnologiefirma Enpulsion am Flughafen Wien-Schwechat vorgestellt. Den inhaltlichen Schwerpunkt werde man auf die möglichst rasche Umsetzung von Prototypen auf seriennahem Niveau in den Bereichen neue Materialien, innovative Bauteile oder Antriebssysteme im Rahmen der Raketen-, Raumfahrzeug- und Satellitenentwicklung legen.

Von einer sehr "zukunftsträchtigen Partnerschaft" zwischen der ESA und Niederösterreich sprach Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Mit dem "ESA Phi-Lab" rechne man sich "wirklich große Chancen aus", zum richtigen Zeitpunkt auf dem Wachstumsmarkt "Weltraumtechnik" mitzuspielen. Das Land NÖ investiere daher vier Millionen Euro direkt und weitere 1,2 Mio. über europäische Programme, so Mikl-Leitner. Klar sei, dass "sehr viel Geld benötigt wird", um in dem Feld Erfolg zu haben. Man wolle aber "nach den Sternen greifen", und mit dem "Lab" erreiche man sie sozusagen auch.

"Österreich ist ein tragendes Mitglied der internationalen Weltraumcommunity, und wir wollen diesen Sektor stärken", betonte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), in deren Ressort die Weltraumagenden liegen. Die heimische Industrie sei mittlerweile Teil vieler ESA-Missionen und brauche sich "nicht verstecken". Die von der neuen Einrichtung geförderten Projekte würden es Jungunternehmen erlauben, drängende Probleme zu lösen. Um etwa Maßnahmen zum Klimaschutz zu planen und im Auge zu behalten, brauche es "Unterstützung auch aus dem Weltraum". Der Bund steuere daher sechs Mio. Euro zu der neuen Initiative bei.

Als Schirmherr des "Phi-Lab Austria" fungiert die ESA, das Land NÖ ist mit seinem auf Ausgründungen aus dem Forschungsumfeld - sogenannte "Spin-offs" - fokussierten Technologie-Inkubator accent und der Technologietransfer-Agentur tecnet equity mit an Bord, die die Einrichtung managen. Dazu kommen als weitere Partner aus Österreich die Wiener Beratungsfirma Brimatech und der Flughafen Wien.

Österreichische Unternehmen, aber auch Hochschulen und andere Forschungseinrichtungen können sich beteiligen. Mit Förderungen für vier bis sechs Projektteams pro Jahr zwischen 200.000 und 500.000 Euro über bis zu zwei Jahre hinweg, will man der heimischen Weltraumtechnologie als Anlaufstelle dienen. Interessenten werden bald Anträge stellen können, der erste Auswahlprozess soll im Juni über die Bühne gehen.

Für die erfolgreichen, mitunter neu gegründeten Unternehmen gebe es dann auch Unterstützung in den Bereichen Unternehmensführung, Schutz von geistigem Eigentum und bei der Markteinführung von Entwicklungen. Die Europäische Raumfahrtagentur wird sich u.a. in die zwei Mal im Jahr geplante Auswahl der Projektteams einbringen und diese dann mit Experten-Kontakten innerhalb des ESA-Netzwerkes versorgen.

Die Initiative zu den "Phi-Labs" hatte Aschbacher, der seit 2020 als ESA-Generaldirektor fungiert, im Jahr 2017 noch in seiner damaligen Funktion als Direktor für die Erdbeobachtungsprogramme der Agentur gestartet. Der Fokus der bisher einzigen Einrichtung in Italien liegt auf der Unterstützung von Unternehmen bei der Nutzung der vielfältigen Erdbeobachtungsdaten in neuartigen Produkten. Mit der Eröffnung des "Phi-Lab Austria" weite man dieses Konzept auf andere Bereiche der Weltraumtechnologie und deren Vermarktung aus.

Die Einrichtung vor den Toren Wiens biete einige Vorteile: Mit Enpulsion sei auch bereits eine Vorreiterfirma - das Unternehmen baut hier Ionenantriebe, mit denen bereits zahlreiche Satelliten gesteuert werden - angesiedelt. Die Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur sei "exzellent", betonte Aschbacher. "Wir haben auch noch mehr Platz", sagte der Vorstand der Flughafen Wien AG, Günther Ofner, im Hinblick auf mögliche weitere Start-up-Ansiedlungen in Flughafen-Nähe.

Die neue Struktur soll jedenfalls auch helfen, die Zeit zu verkürzen, die es oft braucht, bis Weltraumtechnologie im Alltag der Menschen ankommt, so NÖ-Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Das "Phi-Lab" sei ein "nächster logischer Schritt", auch um sensible Technik hierzulande - und nicht nur in den USA und China - zu entwickeln.

(S E R V I C E - Weitere Informationen: , )

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